Unser Lieblingstanz:

West Coast Swing

Spielerisch
West Coast Swing ist ein Tanz mit weichen und flüssigen Bewegungen, der viel Freiraum für individuelle Stylings und musikalische Improvisation lässt. Er hat keine festgelegte „Ideal-Form“ – Innovationen oder Anleihen aus anderen Tänzen sind explizit erwünscht! In den letzten Jahren wurde er z.B. stark von Zouk beeinflusst.
Boomend
Die Szene hatte in den Jahren vor der Pandemie einen Boom erlebt wie kaum eine andere Tanzszene! An nahezu jedem Wochenende fanden in Deutschland Tanzfestivals mit internationalen Trainern statt, und bei der internationalen WCS-Rally nahmen 2018 über 250 Städte auf der ganzen Welt teil.
Vielseitig
WCS kann auf eine große Bandbreite an Musik getanzt werden – Blues, Softrock, Hip Hop, Elektronisches – so lange sich die Musik grob im Rahmen von 80-130 BPM bewegt ist fast alles gut betanzbar.
Herkunft
die USA in den 20ern
Bevor Swing ein Begriff im Tanzen wurde, war es eine Musikrichtung. Sie entstand in den 20ern in den USA und stellte vor allem Rhythmus und Improvisation in den Vordergrund.

Gespielt wurde die Musik von Big Bands, um auch ohne Lautsprecher eine Lautstärke zu erreichen, bei der man die Musik noch hören konnte, wenn mehrere hundert Personen im Raum waren.

Harlem
in New York
Das Zentrum der Swing-Musik war New York. Besonders im Stadtteil Harlem entstanden Tanzclubs: 1920 der Cotton Club, und ein paar Jahre später in der gleichen Straße der Savoy Ballroom, in dem 90 Angestellte sich um bis zu 5.000 Gäste kümmerten. In diesen Clubs tanzte man Walzer, Charleston, Shag u.v.a. Besonders beliebt war der Lindy Hop.
Los Angeles
in den 30ern

Während an der Ostküste New York das Zentrum der Tanz- und Big Band-Szene blieb, entwickelte sich an der Westküste Los Angeles zum Zentrum der Filmindustrie. Das veranlasste viele erfolgreiche Tänzer, nach Hollywood umzusiedeln, um als Choreograph oder Tänzer in der Filmbranche zu arbeiten.

Auch an der Westküste war Lindy Hop der populärste Tanz, allerdings entwickelte er sich stilistisch bald in eine andere Richtung.

Der Savoy Style der Ostküste hatte einen starken Bounce und einen tiefen Stand. Charakterlich wurde er lebhaft und ausgeflippt getanzt.

Der Hollywood Style hatte hingegen wenig Bounce und eine eher aufrechte Körperhaltung. Spaß machte der Tanz auch, aber es wurde eher Eleganz betont.

das erste WCS-Tanzpaar
Dean Collins & Jewel McGowan

Ein Tanzpaar, das den Hollywood Style mitprägte, waren Dean Collins und seine Tanzpartnerin Jewel McGowan.

Dean wuchs an der Ostküste auf, gewann viele Tanzwettbewerbe und wurde 1935 vom Magazin New Yorker zum Tänzer des Jahres gekürt. Im Jahr darauf zog er nach Los Angeles, um in die Filmindustrie einzusteigen. Auf der Suche nach einer Partnerin lernte er Jewel kennen, und die beiden übten regelmäßig zusammen.

Die beiden selbst behaupteten nie, etwas anderes als Lindy Hop zu tanzen. Allerdings war der Unterschied zwischen ihrem Stil und dem von Savoy Style-Tänzern wie z.B. Frankie Manning so deutlich sichtbar, dass Dritte dem Stil von Dean & Jewel 1961 einen eigenen Namen gaben: Western Swing.

USA
in den 50ern

Die 50er brachten für die Swing-Tanzszene einen Abschwung mit sich:

In New York war es für Tanzclub-Betreiber zu teuer, noch 20- bis 30-köpfige Big Bands zu engagieren, wenn 4-köpfige Bands mit Hilfe von Verstärkern und Lautsprechern im Endeffekt genauso laut (aber sehr viel günstiger) einen Saal bespielen konnten. Außerdem waren Tanzclubs von der Cabaret Tax von 1944 betroffen – wenn an einem Ort getanzt wurde, musste der Betreiber eine Zusatzsteuer von 30% bezahlen. Viele Nachtclubbetreiber brachten deshalb No Dancing Allowed-Schilder an.

Gleichzeitig wurden Plattenspieler massenmarkttauglich – man musste nicht mehr aus dem Haus gehen, um Big Band-Musik zu hören.

Selbst die bekanntesten Tänzer des Savoy Ballroom konnten nun ihren Lebensunterhalt nicht mehr durchs Tanzen bestreiten. Frankie Manning z.B. fing an als Postbote zu arbeiten.

In Hollywood war das Problem nicht so ausgeprägt, denn die Filmindustrie war von der Cabaret Tax nicht betroffen. Auch dort war allerdings das Ende der klassischen Swing-Musik gekommen – man passte sich an die Zeit an, und der an der Westküste beliebte Western Swing wurde nun auf Rock’n’Roll-Musik getanzt.

Skippy Blair
die Namensgeberin
Anfang der 60er entstand der finale Name des Tanzes:

Die kalifornische Tanzschul-Inhaberin Skippy Blair hatte 1961 Werbeanzeigen für ihren Western Swing-Kurs geschalten, aber nur ein Interessent hatte sich gemeldet. Sie stellte fest, dass Leser beim Wort Western an den Wilden Westen denken und den Tanz für eine Art Country Dance aus Texas hielten. Deshalb entschied sie sich, ihre Kurse ab 1962 als West Coast Swing und nicht mehr als Western Swing zu bewerben.

Skippy Blair war auch sonst stark in die Professionalisierung des Tanzes investiert: in den 80ern schloß sie sich mit anderen Tänzern zu einer Lobbygruppe zusammen und überzeugte den Staat Kalifornien, West Coast Swing zum offiziellen Tanz des Staates zu machen.

1993 gründete sie das WSDC (World Swing Dance Council) mit, welches bis heute auf internationaler Ebene die West Coast Swing-Turniere und -Ranglisten organisiert.

Einflüsse
die 70er bis 90er
Über die Jahrzehnte hinweg veränderte WCS sich stetig. Vier Tänze beeinflussten den Tanz besonders:

In den 70ern kam in New York Disco-Musik auf und für ein paar Jahre war der populärste Tanz der Hustle. Dadurch fanden insbesondere Dreh- und Wickelfiguren ihren Weg in den West Coast Swing.

In den 80ern gab es durch den Tanzfilm Urban Cowboy mit John Travolta ein Country Dance-Revival, und Lady-Stylings wie z.B. Hair Flips wurden nun von Turniertänzerinnen in WCS eingebaut.

Ein weiterer großer Einflus war Carolina Shag – das Footwork von Ramiro Gonzalez in dem Video ist z.B. aus diesem Tanz.

In der jüngeren Vergangenheit wurde WCS am stärksten durch Zouk beeinflusst – einem brasilianischen Paartanz, der vom in den 80ern beliebten Lambada abstammt.

die 2000er
Ankunft in Europa

Bis in die 90er war WCS ein Tanz, der fast ausschließlich in Nordamerika getanzt wurde. Dann aber gab es eine Entwicklung, die 60 Jahre zuvor schon in ähnlicher Weise innerhalb der USA stattgefunden hat:

Lindy Hop wurde in Europa populär. Zunächst entwickelte sich ab 1982 langsam eine Lindy Hop-Revival-Szene um das schwedische Herräng Dance Camp herum. Dieses wurde so erfolgreich, dass man 1989 den inzwischen 75jährigen Savoy Style-Tänzer Frankie Manning nach Herräng holte, um auf dem Festival zu unterrichten (in diesem Video ist er sogar bereits 82)

Bald verbreitete sich der Savoy Style-Lindy Hop über Europa, und es dauerte nicht lange, bis die europäische Lindy Hop-Szene auch ein Interesse an den anderen Swing-Tänzen entwickelte – wie Shag, Charleston und West Coast Swing. Wieder einmal war Lindy Hop der Vorläufer von West Coast Swing.

Durch die inzwischen starke internationale Verbreitung entwickelte sich in den folgenden Jahren eine äußerst kompetitive West Coast Swing-Turnier-Szene mit WCS-Festivals auf allen Kontinenten:

Karte der offiziellen WCS-Turniere

WCS in Nürnberg
wir stehen gut da

In Nürnberg gibt es gleich mehrere Orte, an denen man WCS lernen und auf Tanzparties gehen kann: Tanzschulen, Vereine wie wir und der Hochschulsport der FAU.

Bei uns gibt es aktuell das größte Angebot — mit 10 Kursen auf 4 unterschiedlichen Levels, Tanzparties immer am 1. und 3. Freitag jeden Monats und Workshop-Wochenenden mit externen Star-Trainern alle drei Monate. Du wirst bei uns auch viele Tänzer finden, denen du dich anschließen kannst wenn es darum geht, auf WCS-Events in anderen Städten oder sogar auf Turniere zu fahren 🙂

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